Reisebericht: Orientalischer Frühling im Königreich Marokko 2014 / 14.03. - 12.04.2014


Marokko
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Orientalischer Frühling im Königreich Marokko 2014 المملكة المغربية‎


 

Vorfreude auf die bevorstehende Reise kam bereits am Vorbereitungstreffen bei ATW (Atlas Travel World) in Ins am 8.2.2014 auf. Jürg und Doris Sollberger haben alles gegeben um uns Vorfreude auf diese Reise zu vermitteln. So sind wir am Abend mit einem Rucksack gefüllt mit Aufgaben- und Pendenzen-Liste nach Hause gefahren. Gut gerüstet ist halb gereist. Ich finde immer eine Reise gut vorbereiten, Material und Ausrüstung bereitstellen ist ein wesentlicher und sehr schöner Teil einer Reise, und plötzlich kannst Du es kaum mehr erwarten, je mehr Haken auf Deinen Listen sind, je näher kommt das Reisedatum. Etwas Wehmut ist bei mir jedoch aufgekommen, denn wir waren kaum ein paar Tage vor dem ATW – Treffen von unserer schönen Kubareise nach Hause gekehrt, als die Rita sich aus privaten Gründen entscheiden musste, für mich schmerzlich, kurzfristig ihre Teilnahme an der Marokkoreise abzusagen, sehr schade. Denn auch wenn wir nicht immer gleicher Meinung sind, bleiben wir ein gut eingespieltes Dreamteam auf unseren Reisen.

 

Das Team, besteht aus sieben Personen, 2 Pärchen in 2 Autos und 3 Single-Man in 3 Autos. Zu den Autos, 3 Toyota Landcruiser mit Azalai Kabinen und 2 Land Rover Defender. In den Toyotas sitzen Harald und Kathy; Alfred und Astrid; so wie Jürg der Tourleiter von ATW; In den beider Defender Michael; und ich. Der Defender von Michael ist sehr schön und professionell mit Hubdach und allem Essenziellen zu bequem leben ausgebaut. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass Rita und ich bereits im letzten Sommer den Michael mit seiner Freundin und mit dem Ländi auf Island getroffen haben. Die Welt der individuell Reisenden ist überschaubar und der Kreis schliesst sich immer wieder. Wir werden noch einige Male auf das Team zu sprechen kommen im Verlauf dieser Reise in den Marokkanischen Frühling. Ausgerechnet 3 Azalai Kabinen auf dieser Reise mit dabei zu haben macht mir die Wartezeit auf unsere bestellte Kabine nicht leichter. So werde ich mich wie in jungen Jahren mit der beschwerlicheren Variante des Campen's im Ländi begnügen, mit Aussicht auf eine Komfortsteigerung bei der nächsten Reise.


 

14.03.2014: Wie es so ist, die ganze Ware wurde über einen längeren Zeitraum bereitgestellt und zuletzt möglichst strukturiert und sinnvoll ins Auto gepackt, schliesslich sollte man bei Bedarf alles in nützlicher Zeit finden! Lassen wir das. Eigentlich ist alles bereit zum fahren doch es ist noch nicht Zeit. Dann aber kurz nach halb Drei bewegen wir uns zum zum Kehrplatz am Riedernrain. Und wenn ich sage wir meine ich damit die Rita und ich. Rita kam um uns vor der Reise zu verabschieden. Als erster traf Jürg ein und kurze Zeit darauf von Zürich herkommend Michael. 60% Prozent der Gruppe hatte sich bereits gefunden um in einer ersten Etappe nach Lyon, zum Stadtcamping Indigo zu fahren. Mit Wehmut verabschiedete ich mich von der Rita, denn üblicherweise ist sie auf unseren Reisen immer dabei. Dann 14:50 Uhr, zehn Minuten früher als vorgesehen können wir fahren. Ein kleiner Konvoi bestehend aus 2 Land Rover und einem Toyota rollten über Genf nach Lyon. Der Platz war mit dem Navi schnell gefunden und das Quartier für die Nacht rasch aufgestellt. Etwas später trafen Alfred und Astrid ein. Nach einem Nachtessen im nahe gelegenen Hotel genehmigten wir uns noch einen Whiskey und gingen ins Bett.


ATW Apero an Board.
ATW Apero an Board.

 

15.03.2014: Auch heute stand nichts spektakuläres auf dem Programm. Von Lyon nach Sète fahren bei relativ wenig Verkehr und dunstigem Wetter. Am Fährhafen angekommen, hast Du bereits das Gefühl in Afrika angekommen zu sein. Die Gestalten die sich da rumtreiben, die meterhoch mit Netzen abgedeckten Ladungen auf den Dächern der Kleinbusse und Autos machen europäisches Lade- und Reiseverhalten vergessen. Wir versuchten die Fähre von Ankunftsort Tanger auf Nador umzubuchen. Doch obwohl die Fahrt sich um eine Nacht verkürzt, waren wir nicht bereit 190 € zusätzlich pro Fahrzeug abzudrücken, also fuhren wir nach Tanger MED. Wir beschlossen dann in einem der unzähligen Hafenrestaurants von Sète etwas Fisch einzufahren. Danach trafen Harald und Katy und etwas später Alfred und Astrid, sie wollten von Lyon nicht so früh wie wir starten, ein. Schon bald wurde das Verladezeremoniell angefangen, Jürg, Michael und ich gehörten zu den Ersten die verladen wurden. Nach dem Bezug unserer Kabinen lud Jürg, zum ersten Mal war das Team vollzählig an einem Tisch, zum Begrüssungsapero mit Schinkenzopf, Prosecco und Antipastoplättchen ein. An dieser Stelle einen Dank der Doris (der Frau von Jürg) für die feine Züpfe. Ein weiterer Schnupf rundete den zweiten Reisetag ab und wir genossen in vollen Zügen unsere Kabinen.


Sonne durchs nasse und schmutzige Bullauge.
Sonne durchs nasse und schmutzige Bullauge.

 

16.03.2014: Heute ist Sonntag ein wunderbarer Tag bricht an, die Sonne geht als grosser Feuerball im Osten über dem Meer auf und erhellt die Kabine. Um 8:00 Uhr gehen Jürg, Michael und ich frühstücken. Danach erledigen wir bei der Marokkanischen Polizei unsere Passformalitäten. 12:30 Uhr Treffpunkt zum Mittagessen im einzigen offenen Restaurant auf dem Schiff, dem Selbstbedienungsrestaurant. Nach dem Mittagessen wurden wir von einem Pärchen Schweizer, welche wir noch in der Schweiz bereits überholt haben und bei einem Zwischenhalt nach Genf in Frankreich auf der Autobahn angetroffen haben, zum Kaffee eingeladen. Die Beiden sind mit einem Land Rover Defender TD5 unterwegs mit dem Ziel Marokko. Es stellt sich, bereits beim ersten Treffen auf der Raststädte nach Genf heraus, dass ATW für die Beiden die Fähren-Buchung vorgenommen hatte, der Roger der Sohn Beiden und Jürg kennen sich, denn eben dieser Roger der im übrigen auch der Besitzer des TD5 ist war mit diesem Land Rover in Afrika unterwegs. Die Einladung zum Kaffee nahmen wir gerne entgegen und im Gespräch ergab sich, dass die Annemarie, mit Hans auf den Belpberg verheiratet, auf der Riederen (Hof Gäumann) aufgewachsen, und die Schwester von Käthy ist. Nun müsst ihr noch wissen wer Käthy ist! Sie ist die Frau vom Lüdu unserem Haussanitär. Ich weiss es wird nun sehr kompliziert! So stellte sich heraus, dass Lüdu, der mit Annemarie und Hans auf grosser Kenya Tour war, und auch gerne mit den Beiden auf diese Marokko - Reise gekommen wäre. Wie klein ist doch die Welt der Reisenden, somit wäre einmal mehr bewiesen dass,.“Wenn einer eine Reise tut, dann hat er was zu erzählen“. Deshalb liebe ich es mich auf unseren Reisen ein weiteres Mal, im Nachhinein, in schriftlicher Form zu befassen um solche spezielle wie auch zufälligen Momente festzuhalten.


Camp Nr. 1 im Hafen von Tanger MED
Camp Nr. 1 im Hafen von Tanger MED

 

17.03.2014: Nach einer sehr ruhigen Nacht, kein Wellengang war auszumachen, fuhren wir fahrplanmässig 9:00 Uhr im Hafen von Nador ein. Der Aus- und Einladevorgang verzögerte sich, warum auch immer! Willkommen in Afrika ist da wohl die rationellste Antwort. Ein Tag ohne grosse Spektakel zog dahin, unterbrochen von verschiedenen Schnupf-Zeremonien und gelegentlichen Ländi und Toyota Sprüchen. Bei herrlich frühlingshaften Temperaturen steuerten wir mit ca. 21/2 Stunden Verspätung und mit 36 Km/Std Richtung Tanger. Geplante Ankunftszeit 20:30 Uhr. Effektive Ankunftszeit 21:15 Uhr wir sind jedoch nicht wirklich schnell von der Fähre gekommen und nachdem wir es geschafft hatten standen die Zollformalitäten an, diese raubten uns erneut wertvolle Zeit und Jürg beschloss nicht mitten in der Nacht weiter zu fahren, wir durften uns im bewachten Hafengelände für die Nacht einrichten.


Mittagspause
Mittagspause

 

18.03.2014: Nachdem wir Geld gewechselt, eingekauft und vollgetankt hatten (einer musste noch seine vom Automaten verschluckte Master Card abholen) stand der Abfahrt Richtung Süden nichts mehr im Weg. Zuerst an den hohen Zäunen der spanischen Enklave Ceuta der Küste nach nach Tetouan, dann hoch Richtung Chefchaouen um dann auf einer schönen Nebenstrasse (R408) mit wunderbarer Aussicht in die Umgebung von Beni Zeroual eine ruhige, schöne Fahrt weiter in eine verlassene Piste wo wir in der Nähe von Karrouba unser wildes Camp einrichteten. Ein gemeinsames Fondue mit allen drum und dran bei Sonnenuntergang krönte den ersten Fahrtag in Marokko.


Nachtessen im Zedernwald.
Nachtessen im Zedernwald.

 

19.03.2014: Michael meinte am Morgen, mit Ausnahme meiner Schnarcherei könne eine Nacht nicht ruhiger sein. Um 8:00 Uhr fuhren wir weiter Richtung Süden Quezzane, Sidi Jaber, Moulay-Idriss, Meknes weiter nach Azrou und dann in den Zedernwald Nationalpark wo Jürg uns zu einem traumhaften Camp für die Nacht in Einklang mit der Natur führte. Mit vereinten Kräften wurde eine Feuerstelle gegraben und Holz gesammelt, Grilladen und Pasta standen auf dem Menüplan. Die Fahrt führte zuvor durch wechselnde Gebiete mit unzähligen Kakteen und Agaven, in die Höhen des Mittleren Atlas. Ein wunderbarer Abend mit einem grossen Lagerfeuer schloss den Tag.


Die alte Zeder im Nationalpark.
Die alte Zeder im Nationalpark.

 

20.03.2014: Am Morgen besuchten wir den Nationalpark und die älteste Zeder und die Magot Affen. Danach fuhren wir von Azrou in Richtung Süden bis nach Zaida wo wir über eine Piste (R503) in einem Tal welches uns auf ein Höhe von 2'700 Meter führte. Bedenklich waren, auf weiten Teilen der Strecke, die ganzen Wilden Hunde welche ihre Reviere bei den Ausstellplätzen halten und verteidigen. Bei schönstem Sonnenschein fuhren wir los, doch das Wetter wollte nicht wirklich so wir wünschten, denn wir kamen oh Schreck in ein Hagelgewitter, Graupel und Schnee, die Strassenverhältnisse ermahnten uns zu grosser Vorsicht. Alles in Allem ein traumhafter, erlebnisreicher Reisetag mit artgerechtem Gelände für unsere Fahrzeuge. Unser Nachtlager schlugen wir an Lac d'Isli (2'400m) bei Imilchil auf. Es wurde eine kühle Nacht. Wir gönnten uns das Nachtessen in der Auberge du Lac d'Isli, von einer sehr speziellen Marokkanerin geführt, in Form einer wunderbaren traditionellen Tagine d'Angau (Marokkanischer Eintopf in einem speziellen Tongefäss). Reisen bedeutet für mich, sich wo immer möglich mit den Esskulturen des bereisten Landes zu befassen und diese auch zu geniessen.


Camp auf der Aussichtsplattform.
Camp auf der Aussichtsplattform.

 

21.03.2014: Die Nacht war sehr kalt, wir erwachten bei minus 8 Grad, die Scheiben im Ländi waren innen wie aussen gefroren. Im Schafsack war mir nicht kalt, einzig das Anziehen vor dem Ländi war doch etwas gewöhnungsbedürftig. Alles war Stein und Bein gefroren, und ich sagte mir, alles was Dich nicht umbringt macht Dich stark. Danach fuhren wir bei Kaiserwetter über Agoudel in die Piste des Gorges du Dades. Eine traumhafte Gegend, man sagt eine der schönsten von Marokko. In „Zaouia Sidi Mahe ou Ayachy“ (unser Camp auf einer Plattform mit Weitsicht in die Gorges du Dades) auf 2'200m/üM, war sehr speziell. Unsere Fahrt führte in Höhen (bis 2'700 m/üM) wo der Winter erst gewichen ist und in den Tälern blühen die Bäume und Störche, die hoch oben in ihren Nestern am bauen derselben sind, oder bereits nisten. Abends kochten wir gemeinsam auf unserer Aussichtsplattform am offenem Feuer einen Fleischeintopf mit Gemüse vom feinsten.


Mach mal Pause.
Mach mal Pause.

 

22.03.2014: Die Nacht war trocken und nicht kalt, nach dem Frühstück befuhren wir den Rest der Gorges du Dades nach Baumaine du Dades, Tinerhir, Tinejdad über die R702 nach Erfoud wo wir uns für die Wüste vorbereiten wollten. Auf der Strecke, zuerst schroffe Schluchten mit einem nahtlosen Übergang in eine flache Wüste, wo wir die ersten Kamele antrafen. Auf einem schönen, gut ausgebauten Camping richteten wir uns ein für die Nacht, danach fuhren wir zum Einkaufen und Nachtessen nach Erfaud, einer belebten Marokkanischen Stadt mit einem schönen Souk.


Michael im Erg Chebbi.
Michael im Erg Chebbi.

 

23.03.2014: Die Fahrt ging über Rissani, danach über eine staubige Wüstenpiste zum Erg Chebbi, einer wunderschöne Dünenlandschaft, wo wir uns einen schönen Tag mit Dünen fahren gemacht haben. Je länger der Tag je besser die Fahrkünste. Im Verlauf des Tages gab es doch das eine oder andere „Schiudchröttli“ so nennt man einen Aufsetzer auf dem Dünenkamm, wenn mit zu viel Zurückhaltung gefahren wird, es ist gut dass alles gelernt sein muss und Sand hat dabei so seine Tücken. Luftdruck der Reifen werden der jeweiligen Unterlage angepasst. Sand mit 0,8 bis 1,2 Bar und Rüttelpisten mit Steinen je nach Reifen im Bereich von 1.5 bis 1.8 Bar. Um die Erklärung abzurunden ist zu sagen, dass jedes Fahrzeug mit einem Kompressor ausgerüstet sein muss um sich dem jeweilig geforderten Luftdruck anpassen zu können. Am Abend waren wir im einzigen Camping von Erg Chebbi mitten in den Dünen, betrieben von 2 Berber Familien, die sich offenbar die Kunden abwerben, wie wir erfahren durften. Nach dem Nachtessen suchten wir mit der speziellen UV-Lampe Skorpione und wurden fündig. Sehr interessant wie der ganze Skorpion unter dem Schein der UV-Lampe erscheint und dadurch die Populationsdichte der Skorpione erst sichtbar wird.


Schatten war gefragt.
Schatten war gefragt.

 

24.03.2014: Wir beschlossen, die Wüstenquerung Taouz und Mhamid wegen möglicher Probleme und entsprechender EDA Warnung (mögliche Entführungen so wie Verwechslungen oder Verstrickungen mit Schmugg­lerbanden) die Piste entlang der Algerischen Wüste nicht zu nehmen. Stattdessen machten wir eine schöne Überführungs-Etappe über Alnif, Tazzarine, Ait-Slilo nach Zagora in den Camping Oasis, einem sehr schön angelegten Campingplatz inmitten von schönen Palmen. Zum Nachtessen fuhren wir mit dem Taxi in die Stadt. Zudem bereiteten wir uns in Zagora erneut auf die Wüste vor, um mit gefüllten Wasser- und Kraftstoffreserven um in die Wüste entlang des Djebel Bani's, in die Dünen von Erg Chegaga zu gelangen.


Erg Chegaga die grosse Düne.
Erg Chegaga die grosse Düne.

 

25.03.2014: Nach einer erneut warmen Nacht, und einem bevorstehenden Prachtstag bewegten wir uns in Richtung Mhamid um dann, fast parallel mit der Aicha des Gazelles Ralley in die Wüstenpiste zu stechen. Auf der Piste bis zum Einstieg in die Dünen von Erg Chegaga wurden wir das eine oder andere Mal von den Lady's (Gazellen) überholt. Dann der Einstieg in die unbeschreibliche Dünenlandschaft mit dem einen oder anderen Patzer im Gelände. Sand ist nicht einfach Sand und Dünen lesen ist nicht zu unterschätzen, ATW Jürg, unser Gide, macht das mit viel Erfahrung und Engagement, an dieser Stelle danke Jürg für die wunderschönen Momente in dieser traumhaften Natur. Die Sonne brannte noch in die Mulde neben der höchsten Düne im Erg Chagaga als wir unser Quartier für die Nacht und mit einem Apéro, um den zwanzigjährigen Hochzeitstag von Katy und Haralad zu feiern. Die Beiden zauberten Spezialitäten wie Entenleber und vieles mehr aus dem Hut, nochmals herzliche Gratulation und vielen Dank Katy und Harald. Zur vorgerückter Stunde machten wir uns an die Kochtöpfe und genossen einen unvergesslichen Abend mit vielen Sternen am Himmel in der Sahara. Da draussen zu übernachten ganz ohne Fremdlichteinflüsse in einer fast totalen Stille mit einer Sternen-Pracht wie sie nur in der Wüste zu erleben ist, einfach unglaublich schön.


Kaiserwetter und Kamele.
Kaiserwetter und Kamele.

 

26.03.2014: Am nächsten Morgen, da ich mit meinem nicht ernst gemeinten Spruch „Morgen führe ich Euch aus den Dünen“ beim Jürg nicht auf taube Ohren gestossen war, trat ich die Herausforderung an, mit Jürg's Hilfe, die Gruppe wieder auf die Piste zu führen. Vorfahren, resp. die Dünen richtig zu interpretieren bekommt plötzlich eine neue Dimension und führte meinerseits zu einigen Fahrfehlern kumuliert mit falschen Einschätzungen der Dünen. Den Weg auf die Piste fanden wir und wir glitten zuerst über einen sandigen Teil der über ging in den Lac Iriqi (Trockensee) wo wir mit erhöhtem Tempo darüber brausten. Auf dem flachen Lac Iriqi fuhren wir lange entlang alter Pistenmarkierungen aus der Zeit als die Paris Dakar noch auf dem Afrikanischen Kontinent ausgetragen wurde, vorbei. Danach ging die Piste in eine klassische Rüttelpiste mit Steinen und Wellblech über. In Foum Zguid erreichten wir die Teerstrasse und wir stopften unsere Plomben wieder in die Zähne richteten die graue Masse in der Birne etwas zurecht, und fuhren, einzig von einer Panne vor dem Mittagshalt, Jürg hatte einen Luftverlust zu verzeichnen so wechselten wir das Rad, in Richtung Tata der letzten Wüstenstadt vor unserem Wechsel in die Berge und an die Atlantikküste Marokkos. Mit Kringels zum Apéro, einem ausgiebigen Spaziergang durch den Souk, schlossen wir den Tag mit einem üppigen Couscous ab und fuhren danach zum Campingplatz. Es ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass Harald und Jürg sich als unheilbare Kringels - Junkies outeten.


Tata die Stadt in der Wüste.
Tata die Stadt in der Wüste.

 

27.03.2014: Heute wollten wir eigentlich in Richtung Atlantikküste fahren, jedoch der Wetterbericht für die Küste ist schlecht, dass wir kurzerhand beschlossen einen Ruhetag in Tata einzubauen. Die Temperaturen sind sehr angenehm, gestern 42 Grad C. Doch die Sonne scheint heute milchig, da in der Wüste wo wir gestern noch Kaiserwetter hatten, ein Sandsturm im Gange war der die Sonne verschleiert. So hatten wir etwas Zeit unsere Autos und unsere Ware wieder auf Vordermann zu bringen und um den Tagesbericht nachzutragen und nachzubessern. Am Nachmittag wie es sich in Tata geziemt, folgten wir wieder dem Ruf der Kringels - Junkies, so dass wir die für dem Abend, mit Kringel gefülltem Magen, die vorgesehene Grillade kurzerhand auf Eis legten und uns auf ein gemeinsames Pasta-Essen einigten. Harald zauberte eine pikante Sauce und Michael bekennender Pasta-Liebhaber wusste die Pasta auf den Punkt genau abzuschütten.


Das Flussbett wurde planiert.
Das Flussbett wurde planiert.

 

28.03.2014: Nach dem Frühstück verliessen wir Tata, seinen Souk und seine Kringels in Richtung Süd-Westen, ursprünglich wollten wir Richtung Bou Izakran, Guelmin, Plage Blanche und Sidi Ifni. Die meteorologischen Aussichten bewegten uns dann in Ait-Herbil abzubiegen auf die Piste, deren Verlauf mehrheitlich im Bachbett verläuft, nach Tafraoute auszuweichen. Eine wunderbare Strecke hoch über die Berge. Nach der Mittagspause begann es leider zu regnen, einziger Vorteil die Piste war nicht mehr staubig. Das Wetter wurde immer schlechter, der Regen und der Wind stärker und wir beschlossen, nach einer kurzen Durchfahrt bei den blauen Felsen, ein über Jahre währender Prozess einiger Künstler, die meist runden Felsformationen mit mehrheitlich blauer Farbe anzumalen, in Richtung Tafraoute weiter, um erst auf die Nacht, zum Schlafen, die farbigen Felsen wieder aufsuchten. Das Gelände der blauen Felsen mit seinem sehr speziellen Grouve ist Austragungsort von Goa Partys, welche jährlich tausende von durchgeknallten Partygängern anzieht. Nachdem wir uns bei einem für Marokko klassischen Pfefferminz Tee aufgewärmt hatten, gingen wir in eine von Marokkanischen Frauen betriebenen Arganöl Fabrikation, „ADAGUEN“. Wir deckten uns mit Arganöl-Produkten ein. Jürg, Michael und ich beschlossen ins Hamam zu gegen. Das garstige Wetter mit Wind und Regen lud förmlich dazu ein. Vorbei durch drei Hinterhöfe war plötzlich das Hamam mit starken Rauch aus der der Öffnung in der Fassade in seiner vollen Pracht vor uns, es wird ganz klassisch mit Holz geheizt. Wir sahen uns etwas um und beschlossen trotz aller äusserlichen Umständen das Etablissement zu besuchen. Männlein und Weiblein, wie es sich für Marokko geziemt, streng getrennt. Nach der Entrichtung vom 12 Dirham (knapp 1.20 Fr.) betraten wir die Garderobe. Diese, wir glaubten bereits im Hamam zu sein, war so etwas von schwül-feucht. Auch das hielt uns nicht ab unser Experiment Hamam weiter zu ziehen. Wir fassten unseren schwarzen Eimer und gingen in die Hamam Vorkammer, wo wir unseren Eimer, mit nach unserem Gusto temperierten Wasser füllten um in das eigentliche Hamam zu gelangen. Wir legten uns auf die heissen Fliessen und versuchten jegliche schlechten Gedanken im Bezug auf Hygiene zu verdrängen. Michael und ich, beide, aktive und ehemalige Bademeister, achteten auf gewisse Hygiene Details. Bei uns würden die Betreiber einer solchen Anlage von der Polizei verhaftet, und vom Kantonschemiker das Lokal auf ewige Zeiten geschlossen. Das ausschliesslich männliche Hamampersonal bot uns für optionale knappe 3 Fr. Pro Person eine Ganzkörper-Wäsche und -Massage an. Wir nahmen, ohne genau zu wissen was uns erwartet, das Angebot an und wurden einer nach dem anderen mit dem Rubbel-Handschuh, es gibt im Hamam nur diesen einen Rubbel-Handschuh, traktiert , geschunden und danach auf marokkanische Art mit Füssen und Händen knallhart massiert. Es ist dabei zu sagen, dass der besagte Lappen, der für alle Hamamgänger benutzt wird, mit einem 5kg Stein beschwert werden muss wenn er abgelegt wird, dass er nicht von alleine davonläuft. Jeder von uns glaubte gewisse Behandlungen nicht überstehen zu können, Befürchtungen, uns nach dem Rubbeln einer ausgiebigen Wundbehandlung unterziehen zu müssen blieben aus, wir kamen alle ohne weitere bleibende Schänden davon. Wir zogen alle riechend wie der Rubbel-Lappen weiter. Die Nacht im Camp war, nachdem wir von Jüre ein fabelhaftes Raclette serviert bekamen, sehr nass, windig und kalt.


Paradis Nomade, dort lässt sich gut Leben.
Paradis Nomade, dort lässt sich gut Leben.

 

29.03.2014: Wir packten unsere sieben Sachen bei Wind und Regen ein und waren froh, dass wir unsere Auto heizen konnten um uns von den kalten Fingern und Füssen zu verabschieden. Eine sehr schöne Fahrt über Strassen und Pisten vorbei an Ait-Baha führten uns bei immer schöner werdendem Wetter nach Agadir wo wir uns am Hafen in einem sehr feinen Restaurant an Fisch Wein und Dessert gütlich taten. Und nach einer anschliessenden Hafen- und Strandbesichtigung fuhren wir zu unserem neuen Nachtquartier Paradis Nomade einem kleinen Stück Paradis, ein paar Kilometer ausserhalb Agadir, betrieben von Jaqueline und Robby Derue (Robby ein ehemaliger Paris Dakar Fahrer). Ein Ort zum geniessen, sehr empfehlenswert. Das üppige Mittagessen in Agadir hinterliess Spuren, so dass wir am Abend unsere eigentlich vorgesehene Grillade erneut verschoben, so verbrachten wir den Abend gemütlich beim Kaminfeuer an der Bar der Lodge.


Traumhafter Platz für die Nacht am Atlantik.
Traumhafter Platz für die Nacht am Atlantik.

 

30.03.2014: In der Nacht wurde uns, da in Marokko die Uhren auch auf Sommerzeit umgestellt werden eine Stunde genommen. Um 8:00 Uhr hatten wir vereinbart im Restaurant der Lodge gemeinsam zu frühstücken. Danach führte die Reise zurück nach Agadir und weiter in Richtung Essauira. Bereits früh am Nachmittag beschlossen wir bei der Pointe Imessouane in einem sehr spartanisch eingerichteten, schön gelegenen Campingplatz Quartier zu beziehen und noch etwas Sonne zu tanken. Fredy und Astrid hatten keine Lust bereits so früh Quartier zu beziehen und beschlossen noch bis nach Essauira zu fahren, wo wir uns am folgenden Tag Mittags beim Fischmarkt verabredeten. Am Abend entfachten wir verbleibenden ein Feuer, Kathi und Harald kochten für sich, Jürg grillierte Cotes de Beouf, und Michael und ich kochten eine schöne Gemüsepfanne dazu. Unser Single-Man Kochklübli bewährt sich sehr gut. 


Auf dem Weg nach Essauira.
Auf dem Weg nach Essauira.

 

31.03.2014: Über eine Piste der Küste nach zogen wir weiter nach Süden. Sidi-Kaouki, Essauira (wo wir im Hafen bei den alten Fischerhäuschen wunderbaren frischen Fisch gegessen haben) Safi der Küste nach und dann über R202 und N1 nach El-Jadida. Im alten Campingplatz bezogen wir Quartier. Wir gingen dann zu Fuss zur Strandpromenade, vorbei an Bauruinen an bester Lage, ein unmissverständliches Zeichen, dass El-Jadida's Blütenzeit Geschichte sind.


Wandmalerei in Asilah.
Wandmalerei in Asilah.

 

01.04.2014: Grosse Überführungs-Etappe über die Autobahn vorbei an Casablanca, Rabat, Larache nach Asilah, einem schönen alten Fischerdörfchen mit altem Dorfkern mit kunstvollen Wandmalereien. Das Nachtessen beim Spanier war ein kulinarischer Höhenflug. Das Camp, inmitten von viel Tupperware (Wohnmobilen) auf dem Stellplatz des Dorfes, erlaubte einem alles zu Fuss anzugehen ist aber leider etwas zu einer Müllhalde mit schlechter sanitärer Versorgung verkommen. Zudem zog in der Nacht ein Sturm auf mit Regen und Windböen, welche kräftig an unseren Fahrzeugen rüttelte.


Es hatte die ganze Nacht geregnet.
Es hatte die ganze Nacht geregnet.

 

02.04.2014: Ich war am Morgen froh mein Frühstück beim Michael im Ländi einnehmen zu dürfen. Danke Michael für Dein Asyl. Das Wetter wurde allmählich besser und wir machten das Beste aus unserem letzten gemeinsamen Tag. Haralad und Kathi, Fredi und Astrid so wie der Michael werden in der Nacht auf die Fähre Tanger – Sete nehmen und unsere schöne gemeinsame Zeit ist bereits vorüber. Jürg und ich bewegten uns bei garstiger Witterung in Richtung Cabo Negro auf einen kleinen Stellplatz, der zu einem sehr liebevoll eingerichteten Hotel und Restaurant gehört. Das Besitzerehepaar, ganz spezielle Leute, sie Marokkanerin, er Franzose und Künstler, sie haben sich einen Lebenstraum erfüllt und betreiben Hotel, Restaurant, Reiterhof und Campingplatz mit viel Liebe und Engagement. Bei einem wunderbaren Kaminfeuer genossen wir zwei Verbleibende ein feines Marokkanisches Nachtessen und bezogen, nach dem obligaten Whiskey bei den Fahrzeugen, unsere Schlafplätze in Toyo und Ländi.


Warten auf schönes Wetter.
Warten auf schönes Wetter.

 

03.04.2014: Es hat mehr oder weniger die ganze Nacht durchgeregnet. Wir liessen es sehr ruhig angehen, nach dem Frühstück setzten wir uns in der Lobby des Hotels an unsere Computer um zu schreiben, Bilder zu sortieren E-Mails herunterzuladen usw. Heute müssen wir uns noch gedulden das Wetter soll erst ab Morgen wieder Marokko Standard erreichen. 


Chefchaouen im Rifgebirge.
Chefchaouen im Rifgebirge.

 

04.04.2014: Das Wetter ist wie erwartet besser geworden und wir beschlossen uns ins Rifgebirge, eine sehr schöne, abwechslungsreiche Gegend Marokkos zu begeben. Ziel Chefchaouen, auf dem Camping Asila hoch über der Stadt beziehen wir unser Camp. Chefchaouen eine kleine malerische, lebendige Marokkanische Stadt in den Bergen. Am Abend luden die kühlen Temperaturen zu einem nicht unbedingt typischen Marokkanischen Gericht ein, wir bastelten uns ein hervorragendes Käsefondue auf unsere Art. Ja in Tat und Wahrheit machten wir sogar zwei Fondue, denn das Erste landete ungewollt auf dem Waldboden. Aber hartgesottene Outdoor Fans lassen sich von solchen Lappalien nicht stressen und wir bastelten umgehend ein Neues, noch viel besseres Fondue.

Unser Camp in Chefcaouen
Unser Camp in Chefcaouen

Gerüstet für den Hochzeitstag.
Gerüstet für den Hochzeitstag.

 

05.04.2014: Heute ist unser 40er Hochzeitstag und ich verbringe diesen weit weg von zu Hause ohne meine Rita, mit Jürg in Chefchaouen, wir lassen das Ganze sehr ruhig angehen und beschliessen am Nachmittag erneut die Medina von Chefchaouen zu besuchen. Die nicht enden wollenden schmalen Gässchen laden förmlich zum ausgiebigen Flanieren ein. Doch plötzlich kommt Unruhe auf, unser Plan wir nochmals durchgeschüttelt, denn Jürg bekam soeben eine SMS , dass die Fähre aus Sète, am nächsten Tag nicht wie vorgesehen um 18:00 Uhr sondern bereits um 09:00 Uhr ankommt. Wir mussten dann unseren Plan für den Sonntag umbauen um den Bedürfnissen der neuen Gruppe gerecht zu werden, wir hatten plötzlich einen Tag weniger zu unserer Verfügung. Das Ganze hat uns nicht gehindert, noch einige Sachen auf den Souk zu kaufen und am Abend auf einer Terrasse eines guten Marokkanischen Restaurants, hoch über der Stadt die Marokkanische Küche nochmals in vollen Zügen zu geniessen.


Auf der Fähre nach Algesiras
Auf der Fähre nach Algesiras

 

06.04.2014: Viel früher als gewohnt zogen wir, mit Ziel Hafen von Tanger MED, los. Entgegen allen Afrikanischen Gepflogenheiten kam die Fähre, mit der reisehungrigen neuen Gruppe pünktlich an. In der Zwischenzeit hatten Annemarie, Hans und ich, wir hatten bei der Ankunft in Tanger halbwegs vereinbart gemeinsam nach Spanien überzusetzen, unseren Treffpunkt in Tanger auch den neuen Bedürfnissen angepasst, und trafen fast gleichzeitig mir der neuen Gruppe an, um unsere gemeinsame Rückreise anzugehen. Jürg fuhr mit seiner neuen Gruppe in Richtung Atlantik und Annemarie, Hans und ich beschlossen, einen Tag früher als geplant, die 16:00 Uhr Fähre nach Algeciras zu nehmen. Nun hatten wir wieder Afrikanische Verhältnisse, denn die Fähre legte mit mehr als drei Stunden Verspätung ab. Das hatte zur Folge dass mit der Stunde Zeitverschiebung zwischen Marokko und Spanien unsere Ankunft, mit ewig dauernder Zollabfertigung sich bis weit in die klare Nacht zog. Die Nacht verbrachten wir danach auf einem grossen Parkplatz eines grossen Einkaufszentrums inmitten einer Tupperware-Party (Wohnmobilen). Im angrenzenden MC Donalds zelebrierten wir noch einen kulinarischen Höhenflug und gingen dann schlafen.


Camp in Torre del Mar.
Camp in Torre del Mar.

 

07.04.2014: Unser heutiges Ziel Torre del Mar etwas nordöstlich von Malaga. Zu Freunden von Rita und mir! Walter und Elfriede hatten wir ein Jahr zuvor im Peloponnes kennengelernt, (siehe Balkanreise) Walter und Elfriede bereiteten uns einen sehr herzlichen Empfangen es wurde gefeiert und musiziert, dass sich die Balken biegen. Ein wunderbarer Reisetag fand einmal mehr sein Ende mit reichlich Wein, Bier und Whiskey. 


Elfriede und Walter
Elfriede und Walter

 

09.04.2014: Annemarie und Hans beschlossen, sich auf den Heimweg zu machen. Ich fuhr mit Walter und Elfriede eine wunderbare Strecke in die Höhen der Sierra de Tejeda welche die beiden in ihren gewohnt genauen Erkundungstouren erforscht hatten. Danke Walter und Elfriede für diesen tollen Tag. Am Abend als ich zu Hause anrief, hatte ich das Gefühl die Rita würde es begrüssen wenn ich mich nach Hause begeben würde, so beschloss ich am nächsten Tag zu fahren.


Blick auf die Sierra Nevada.
Blick auf die Sierra Nevada.

 

10.04.2014: An diesem wunderschönen Andalusischen Morgen hatte ich meine sieben Sachen schnell weggeräumt, verabschiedete mich von Elfriede und Walter und fuhr, dem Ruf der Rita folgend nordwärts, es lief gut und es hatte sehr wenig Verkehr. Der Ländy lief und lief und ehe ich mich umschauen konnte, einzig mit einem Tankstop unterbrochen, kam ich 900 Km weiter in Cambrills an, wo ich knappe 100 Km unter Barcelona in einem Camping übernachtete.


Latztes Camp mit Originalländy.
Latztes Camp mit Originalländy.

 

11.04.2014: Das Wetter dunstig, so verliess ich Cambrills, liess den Ländy schön rollen nach Le Perthus spanisch/französische Grenze. Ein kurzer Einkaufsstop und dann ging es weiter über Le Cap d'Agde, und dann immer weiter zu einem kleinen Camping in der Nähe von Valance in der Vallé de la Drome. Ich wusste es wird meine letzte Nacht im Land Rover in seiner ursprünglichen Form, denn die Termine für den Umbau auf die Azalai-Kabine stehen bereits fest. Etwas Wehmut lag in der Luft, hatte schliesslich einen weiteren Monat im Ländy verbracht, was einen ganz sicher prägt, und eine Bindung zum Fahrzeug aufkommen lässt. So ein Ländy ist ja schliesslich auch nur ein Mensch! Ich kochte mir mein Nachtessen selber, da ich nicht mehr gewillt war zu Fuss ins Dorf zu gehen, und Vorräte hatte ich auch noch genug. Ich genoss den schönen Abend, beobachte die Fledermäuse die lautlos durch den Nachthimmel glitten um nach den obligaten Abwasch, müde und zufrieden in meinen Ländy zu kriechen.


 

12.04.2014: Früh aufgestanden verspürten Mensch und Maschine Stalldrang ich liess es dann bei mässigen Verkehr die letzten 400 Km rollen, denn ich war antizyklisch unterwegs nordwärts nach Hause zur Rita. Es ist jedes Mal schön nach Hause zu kommen. Und auf dieser Reise um so mehr, da die Rita zu Hause geblieben war. Eine weitere wunderbare Reise ging erlebnisgeladen, ohne Zwischenfälle zu Ende.

 

Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur, Darum, Mensch sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's reise, reise!“

Wilhelm Busch (1832 - 1908)

 

 

 Reisekilometer Total: 6440.


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Reisebericht: Orientalischer Frühling in Marokko 2014
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Zusammenfassung:

Am 14.03.2014 begann ganz gemütlich unsere Reise, als Michael, Jürg und ich uns am Riedernrain trafen. Dann nahm das Ganze seinen Lauf. In Lyon später am Abend trafen wir Astrid und Fredy und einen Tag später Katti und Harald, die Reisegruppe war komplett. Wir haben gemeinsam viel gelacht und sehr viele traumhafte Momente erleben dürfen. Zufälle, Gegensätze und Flexibilität prägten die Reise. So zum Beispiel überholten wir auf dem Weg nach Genf einen Land Rover TD5 mit der Aufschrift „I love Marocco“ als wir nach der Grenze in Frankreich einen ersten Halt einlegten, parkte der von uns überholte TD5 neben uns. Hans und Annemarie die Beiden im Ländi hatten die Fähre über ATW gebucht. Später erwies sich, dass ich über Umwege die Schwester von Annemarie über unseren Hausklempner Lüdu der Ehemann von Käthi kannten. Die Beiden machten gemeinsam mit uns die Überfahrt mit der Fähre nach Tanger. Gegensätzlich waren die Temperaturen, von -8 Grad im hohen Atlas und 42 Grad C in der Wüstenstadt Tata. Saftige grüne Wiesen und blühende Bäume, soeben aus dem Winterschlaf erwachte Zedernwälder im mittleren Atlas, Schneefall und rutschige Strassenverhältnisse wechselten sich ab mit staubigen Wüstenpisten. Unvergessliche Fahrten im Sand der Sanddünen von Erg Chebby und Erg Chegaga. Schnelle Fahrten über die ebenen Flächen des Trockensees „Lac Iriqi“ so wie Fahrten durch Pisten in trockenen Flussläufen nach Tafroute, danach der Küste nach wiederum Pisten mit traumhafter Sicht auf die Küstenabschnitte am Atlantik. Modernste Duschanlagen, so wie sehr gewöhnungsbedürftige sanitäre Anlagen und sogar ein Hamam, wo der Rubbellappen mit einem 5 Kg Stein vor dem selber Weglaufen gehindert werden musste, wechselten sich ab. Auch gab es verschiedene Methoden ein Fahrzeug für die Nacht aus zu nivellieren: Die einen benötigten Steine, andere hatten sogar Auffahrkeile, Keil des Anstosses. Campingplätze in Einklang mit der Natur inmitten traumhaften Oasen, oder belebte WOMO Stellplätze die Müllhalden gleichen, und dann natürlich die wilden Übernachtungsplätze abseits von allen, mit freier Sicht auf einen Sternenhimmel wie man die Sternenpracht ohne Fremdlichteinflüsse nur dort draussen geniessen kann. Sehr schön angelegte Strandpromenaden wechseln sich ab mit schmutzigen mit Bauruinen bestückten Promenaden, als Zeugen einer längst vergangener Blütezeit.

Tiere säumten auch unsere zurückgelegten Strecken im mittleren Atlas, wilde Hunde welche ihre Reviere in Form von Ausstellplätzen, wo hin und wieder Autos anhalten, vor anderen Hunden bewachten. Störche am fliegen, im Nest oder gar Bauholz für ihre Nester transportierend. Unzählige Schafe und Ziegen, so wie jede Menge Esel, welche meist mit viel Last beladen mit ihren Meistern die Strassen lang gingen, oder leider manchmal mit zusammengebundenen Vorderläufen hoppelnd um sie am Weglaufen zu hindern. Natürlich dürfen die Kamele nicht fehlen, viele hatten im Frühling ihre Jungen, welche sich total putzig auf ihren langen Beinen bewegten. Andere Kamele mit schweren Lasten in den Dünen und auf der Strasse. Geflügel wie Hühner, Truten und Perlhühner sind in Marokko überall auf Plätzen und Tellern anzutreffen. Soeben von Kuba zurückgekehrt fiel mir auf, dass die Autos in Marokko mit Ausnahme der alten Mercedes Taxis, viele weit über eine Million Kilometer auf dem Tacho, neueren Datums sind. Die einheimische Bevölkerung, im besser gestellten Norden lassen mit wenigen Ausnahmen die Touristen in Ruhe. Sobald man weiter südlich im bergigen Atlas sich bewegt kommen viele Kinder, welche den Autos nachlaufen und wild gestikulieren. Wenn man anhält wollen sie Süssigkeiten, Schreiber und Papierblöcke, so wie selber gebastelte Sachen wie Palmblatt-Kamele und ähnliches verkaufen. Traumhaft sind die Souks wie in den Städten Chefchaouen, Erfoud oder anderswo mit dem aktiven Markt-Leben, der Farbenpracht und dem eigenwilligen Geschmack und orientalischem Flair. Zum Glück nur selten in abgelegeneren Märkten wird man teils unangenehm angequatscht und angehalten etwelchen Ramsch zu kaufen. Die Reise war ein voller Erfolg mit vielen prägenden Eindrücken. Ein spezieller Teil der Reise war der Ausspann, nachdem sich Michael, Harald und Kathy und Astrid und Freddy auf die Fähre machten und Jürg und ich dem Wetter trotzend, in Cabo Negro und Chefchauen, in gemütlichem Tempo die Reise auslaufen liessen. Die Rückreise, nachdem Jürg seine zweite Atlas-Gruppe übernahm, anfänglich mit Annemarie und Hans über Spanien bisTorre del Mar (Andalusien), danach alleine weiter über die Spanische Mittelmeerküste nach Frankreich und über Grenoble in die Schweiz ging glatt und ohne Zwischenfälle über die Bühne. Es war die letzte grosse Fahrt mit Sir Black Jack vor den Umbau. (Azalai Kabine) Ein schöner Sommer zu Hause mit wenig Reiseaktivitäten steht an, bevor wir im Herbst mit neuer Reiseinfrastruktur erneut die grosse Welt bereisen dürfen.